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Zeichnung erstellen, Vergolden und Grundfarben

Das Thema “Sophia - die Göttliche Weisheit” zählt zu den allegorischen Ikonen. Das Motiv entstand im 16. Jhd in Russland. Unsere Ikone soll jedoch nach byzantinischer, griechischer Manier gestaltet werden. Dazu habe ich die einzelnen, für die Ikone wichtigen Elemente besonders hervorgehoben, indem ich sie größer als es auf russischen Tafeln üblich ist, abgebildet. Da russische, allegorische Ikonen gern mit konzentrischen Kreisen, Sternen und Dreiecken hinterlegen, mußte ich ein bischen tüfteln, um eine ausgewogene Komposition zu erzielen. Gute Bildbearbeitungsprogramme sind da sehr hilfreich, aber wirklich nützlich nur dann, wenn auch dazu gute Vorlagen alter Ikonenwerke vgrobe SkizzeTransparente Arbeitsfolieorliegen. Nach einiger Recherche kam ich dann zu dieser Lösung:

 Die Engel der oberen Reihe werden in der Transparentzeichnung noch ein wenig auseinander gezogen, um die tatsächliche Breite der Tafel besser auszufüllen.
Die Himmelsbögen unterhalb der 6 Engel sind ein Kompromiß zwischen der Ikone von Wolfgang, auf dem die Engel auf einem Wolkenbogen sitzen, und den ältesten Ikonenvorlagen zu diesem Thema, wo die Engel auf einem 3-reihigen Himmelsband sitzen. Mir erschien die 3 bedeutsam, aber die Ausführung als Band zu steril, also wählte ich im unteren Teil Wolken wie auf der Wolfgang-Ikone, jedoch die zweite und dritte Himmelsphäre als Band, wie auf den alten Vorlagen üblich.

Die Christusfigur über der Sophia stammt ebenfalls aus der Ikone von Wolfgang. Maria und Johannes wurden etwas weiter an die Seitenränder plaziert und im Größenverhältnis zur Sophia auch etwas verkleinert. Maria trägt zudem ein Medaillon mit der Christusfigur in ihren Händen, wie ich es auf fast allen Ikonen zu diesem Thema sah. geritzte TafelBolus-Grundierung

Die Zeichnung wird vom Transferpapier mittels Graphitpapier auf den geschliffenen Kreidegrund übertragen und die wesentlichen Linien (auf der Zeichnung schwarz) anschließend mit einer feinen Gravurnadel in den Kreidegrund eingeritzt.

Die zu vergoldeten Stellen werden mit Bolus grundiert und anschließend poliert.

 

 

 

 

 

aufgelegtes Blattgoldpoliertes Blattgold

 

 

Dann wird mit Hilfe einer Netze die Bolus-Schicht wieder befeuchtet und mittels eines Spezialpinsels das Blattgold aufgelegt.

 

 

Anschließend wird mit einem Achatstein die vergoldete Fläche angerieben, bis alles so schön glänzt, als wäre es aus massivem Gold gefertigt.

 

 

gereinigte Goldrändererster Ocker

Jetzt kommt eine Sissiphus-Arbeit: die Ränder zur Malerei müssen vom überstehenden Gold gereinigt werden, ohne dabei das Gold zu beschädigen. Aber irgendwann ist auch das vorbei und die eigentliche Malerei kann - endlich - beginnen.

Ich beginne mit den stark Ocker haltigen Farben, weil diese schlecht decken und 3 bis 4 mal  aufgetragen werden müssen. Es sieht noch ziemlich wüst aus...

 

 

 

 

 

Ockertöne zu Beginn und HautZinnober und dunkle Flügel

...so schaut es schon etwas besser aus. Es braucht halt Geduld und eine klare Vision auf das angezielte, fertige Ergebnis.

rechts:
Zinnober! Reiner Zinnober, der in seiner Strahlkraft unübertroffen ist.
Ferner die Hautstellen, das Fleisch, das sogenannte Sarka.

Um die Flügel nicht zu eintönig zu gestalten, bekommen einige Engel dunkelfarbige Flügel.

 

 

 

 

eine Farbkorrekturrosa und dunkelrotDa ich von keiner fertigen Ikone kopiere, sondern die Elemente von verschiedenen Vorlagen neu zusammengestellt habe, ist die richtige Farbgebung von besonderer Bedeutung. Immer wieder sinniere ich vor der Fläche und spüre nach...

...upps: da wird es Farbkonflikte geben! Also beschließe ich, diesen Engel in einer etwas anderen Farbe zu gestalten.

Ja, rosa paßt da besser hin. Wir sehen auch die dunkelroten Farben der Maria und von Christus.

 

 

 

Hintergrund und BergeBlau blau blau

Jetzt bekommt die Ikone Grund, nämlich den Hintergrund für die Berge und Boden.

 

 

Es folgen drei verschiedene Blautöne von tiefdunkel bis hellblau - und schon bekommen auch die zuvor gemalten Flächen eine ganz neue Strahlkraft.

 

 

 

 

 

grüngrüne Töne

Grün wirkt wieder etwas dämpfend...

 

 

...und ein zweiter Grünton mit leicht rotem Ton für das Gewand vom Johannes der Täufer.

 

 

 

 

 

 

 

fertige Grundfarben

Schlussendlich werden die letzten Stellen mit grau bemalt. Das schaut hier - und in Wirklichkeit - noch sehr blaustichig aus, das liegt aber daran, dass die Farbflächen alle noch nicht ausgemalt wurden. Es braucht viel Erfahrung für den Blick auf das angestrebte Endergebnis in der Auswahl der richtigen Grund-Farben.

Noch gar nicht erwähnt: Der Hautton der Sophia ist sehr rot-ockerfarben gehalten, da die Gestalt in der Legende als rotgesichtig/feurig beschrieben wird.

 

Lassen wir diese schöne Erschließung der Ikone eine Zeitlang auf uns wirken, bevor wir zur Ausmalung der einzelnen Elemente kommen.

 

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