Das geschriebene Wort auf griechischen Ikonen - kann auch eine Zahl bedeuten
Sie können Griechisch, doch die Texte auf griechischen Ikonen, ja sogar die angegebenen Namen der Heiligen auf den Tafeln lassen Sie verzweifeln? Kein Wunder, es ließe sich mit jemandem vergleichen, der perfekt Deutsch schreiben und lesen gelernt hat - und dann begegnete ihm ein Text in Sütterlin! Ein also für uns heute völlig fremdes Schriftbild.
Altgriechische Kunstschrift: Bibeltexte auf Ikonen werden oft bis zur Unlesbarkeit verdichtet. Verzwickt verhält es sich oft mit den Beschriftungen und Texten auf byzantinischen Ikonen, die neben alten Schriftzeichen auch grammatikalisch in Altgriechisch verfasst sind. Und zudem - hier kommt die wilde Freiheit der kretischen Ikonenmaler für mich zum Ausdruck - werden auf Buchinschriften die Worte oft lückenlos aneinander gekettet oder mitten im Wort findet ein Zeilenwechsel statt. Buchstaben werden miteinander verschmolzen, nebeneinander und übereinander, gerade so, wie es dem Maler erfreute, möchte man meinen. Natürlich gab es auch hier einige Regeln, die dem geübtem Auge helfen, auch heute noch die Texte zu verstehen.
Hier rechts sehen Sie das Byzantinische ABC. Natürlich gibt es dafür auch verschiedene Typen. Allen gemeinsam sind einige Auffälligkeiten: So ist das “S” wie unser “C” gestaltet und das “U” wie unser “Y”.

Es gibt auch Zusammenfügungen von Buchstaben wie z.B. das “S” und “T”. Dabei sind Variationen zahlreich möglich.
Der Laut “U” wird im Griechischen “OU” geschrieben (das alleinstehende “U” wird wie ein “i” ausgesprochen). Daraus ergeben sich diese Variationen:
Geben die Buchstaben auf byzantinischen Ikonen uns bisweilen Rätsel also (lösbare) auf, so stehen die Zahlen dem nicht nach. Jahresangaben werden weder in unseren bekannten Zahlen, noch in Latein geschrieben, sondern ebenfalls mit griechischen Großbuchstaben, wobei die Letter zusätzlich noch ein kleines Häckchen oben oder unten bekommen können (vereinfacht - es geht auch mit mehreren Häckchen!). Sehen Sie hier das Byzantinische Alphabet:
 Auffällig sind zwei Dinge, erstens dass die Einer und die Tausender mit denselben Buchstaben bezeichnet werden, nur an den Häckchen (oben bzw unten) sind die Einer von den Tausender unterscheidbar und zweitens tauchen drei neue Buchstaben auf: das Stigma, das Kopa und das Sambi.
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