Hier können Sie nun miterleben, wie Ihre Ikone der Erzengel Raphael entstehen wird. Neueste Einträge werden immer unten eingefügt.
 
Dies ist wirklich Ihre Tafel, die vor Gebrauch noch einmal fein abgeschliffen wird und anschließend sauber abgestaubt wird.
recht: die Vorzeichnung wurde auf die Tafel übertragen. Sie wird mit einer Gravurnadel fein eingeritzt, sodass die Konturen auch noch sichtbar sind, sobald Gold oder Farbe darüber gemalt wurden. Wenn Sie Ihre Ikone später gegen das Licht halten, sodass sich das Licht auf der Oberfläche spiegelt, können Sie diese Gravuren noch erkennen. Sie sind ein Zeichen für handgearbeitete Ikonen.

Materialien zur Vorbereitung der Vergoldung. Sie sehen den roten Bolos und das alte Eiweiß, mit deren Hilfe der Bolos angerieben und auf die Tafel aufgetragen wird. Zu sehen ist der erste Auftrag. Es wird noch ein zweiter Auftrag folgen...
Abbildung rechts: Der zweite Bolosauftrag muß trocknen (rechte Bildhälfte) und wird dann poliert (linke Bildhälfte.

Das Blattgold wurde aufgelegt und anschließend mit einem Achat gerieben, bis die Oberfläche glänzt und der Eindruck massiven Goldes entsteht. Anschließend wurden die Ränder gereinigt, damit die Malerei auf dem Kreidegrund besser anhaften kann.
rechts: erste Schritte beim Anlegen der Grundfarben. Sie werden solange aufgetragen, bis sie nicht mehr transparent, sondern deckend sind.
 
links: alle Grundfarben wurden deckend aufgetragen. Die Ikone ist nun farblich erschlossen. Der Heiligenschein wurde ebenfalls aufgepinselt.
rechts: Die Zeichnung, Konturen und Linien werden definiert. Bis ins 13. Jhd. beließ man es dabei und arbeitete sogleich die Aufhellungen aus. Ab dem 14. Jhd. entdeckte man “dunkle Lasuren”, die dabei halfen, die Lichter noch strahlender wirken zu lassen.
 
Und hier sind sie: die dunklen Lasuren, die bitte nicht mit Schatten zu verwechseln sind! Schatten gibt es auf Ikonen nämlich nicht, denn alles Licht geht direkt aus der Ikone hervor, eine Ikone ist die Abbildung der göttlichen Energie und Licht. Diese feine Arbeit ist am Ende kaum noch auszumachen, läßt die Farben und Lichter jedoch später noch deutlicher hervortreten.
rechts: Erste Lichter von Tunika, Gewand, Flügel, Haarband und Grüntönen.
 
links: Zweite Lichter, die auf die ersten Lichter gemalt werden. Dabei entstehen scharfe Konturen. Haarband und wehende Enden bekommen ein schönes Blau, identisch mit den unteren Federn der Flügel.
rechts: Dritte Glanzlichter, die die Arbeit erstrahlen lassen. Die Augäpfel sind angedeutet.
 
links: Das Gesicht, das sogenannte “Fleisch”, die Sarka wird herausgearbeitet. Zunächst werden die erstrahlten Flächen definiert; automatisch entstehen dabei auch “dunklere” Stellen. Die Augäpfel werden mit dunklem Grau vorgezeichnet.
rechts: Die Rötung, auch “Befeuerung” (mit dem Heiligen Geist?) entstand hier und gibt dem Gesicht und Hände mehr Ausstrahlung. Das Augenweiß der Augäpfel wurde angelegt sowie die Pupillen.


links: Hier entstanden weitere spannende Dinge: Das Hautlicht bekam eine weitere Aufhellung und das Haar wurde in Strähnen definiert, die wiederum, wie Kleidung und Sarka, in drei Aufhellungen herausgearbeitet wurden. Jede Strähne (entspricht erstem Licht) bekommt zwei parallele Linien (entspricht zweitem Licht), wovon einige nochmals eine hellere Verstärkung erhalten haben (drittes Licht). Medizinkästchen und Löffelchen sowie der Ärmelstulpen bekamen feine Goldlinienmalerei. Die Beschriftung der Ikone, Titel und Name wurden aufgeschrieben.
rechts: Weitere Goldlinien der Flügel vervollständigen die Ikone. Die letzten Hautlichter in Form von fast weißen, zarten parallelen Linien bedeuten das göttliche Licht und dürfen natürlich nicht fehlen. Gerade diese machen eine Ikone zu einer authentischen Ikone im byzantinischen Stil.
Liebe Frau Dubslaff, hier endet nun Ihre Reisebegleitung bei der Entstehung Ihrer Raphael-Ikone. Sie wird nun trocknen müssen, bevor der Firnis aufgetragen werden kann. Sie wird auch noch meine Unterschrift mit Entstehungsjahr, sehr klein aufgeschrieben bekommen. Während der Trocknung steht Ihre Ikone auch weiterhin “unter Beobachtung”. Manche Farben ziehen ein und müssen nachgezogen werden, damit die Ikone ihre Strahlkraft nicht verliert.
Ich hoffe, Ihnen hat diese Dokumentation gefallen und Sie haben nun ein Gespür für den Werdegang einer Ikone erhalten - ein kleiner Gottesdienst in sich, so ist das jedenfalls für mich.
Ich grüße Sie, in Christo - Kirsten Voß
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